Mensch & Sein 03 / 2000

Seminarhaus-Serie

Kamala heißt Lotusblüte
von Karin Hoffmann


Kamala ist das erste Seminarhaus unserer neuen Serie, in der wir Ihnen ein Spektrum an Häusern vorstellen wollen, die Seminare zu ganzheitlichen und spirituellen Themen anbieten. In die Betrachtung fließen neben dem Inhaltlichen Angebot natürlich auch Ausstattung und Befriedigung leiblicher Bedürfnisse mit ein.

Der Ort

Das Therapiezentrum und Tagungshaus Kamala liegt etwa 90 km nördlich von Frankfurt und ist mit Auto und Bahn gut zu erreichen. Bischoffen-Roßbach, Sitz des Kamala-Zentrums, liegt nicht weit von den Autobahnanschlüssen der A5 und der A45. Bahnanbindungen bieten Gießen und Bischoffen. Von beiden Bahnhöfen fahren Busse nach Roßbach.

Die ländliche und waldreiche Umgebung lädt zu Spaziergängen ein. Ganz in der Nähe liegt der Aartalsee, der teilweise unter Naturschutz steht. Den anderen Teil nutzen Segler, Surfer und Schwimmer als Freizeitsee.

Das Zentrum

In siebeniähriger Eigenarbeit baute Bernd Joschko das Kamala zusammen mit seinem Vater auf. Das Haus wurde 1979 fertiggestellt und ist mit Solaranlage und Holzvergaserbeheizung umweltgerecht gestaltet. Was zunächst als Begegnungshaus für die Jugend gedacht war, wurde immer mehr zum ,,Kraftort" für Selbsterfahrungsgruppen, Seminare und ganzheitliche Therapien.

Auf 5000 m2 Grund stehen den Besuchern 1000 m2 Nutzfläche zur Verfügung. Drei Räume mit 170 m2, 55 m2 und 35 m2 bieten Seminarleitern die Möglichkeit, in Gruppen unterschiedlicher Größe und in unterschiedlicher Intensität zu arbeiten.

Entspannen können Seminarteilnehmer und Besucher in der Saunaanlage mit Whirlpool und Tauchbecken. Liegewiese, Feuerplatz und ein Teich mit Wasserfall sind naturnah angelegt.

Bis zu 70 Besucher können im Kamala in Mehrbett-, Doppel- und Einzelzimmern übernachten. Kleine Gartenhäuser mit Namen wie ,,Trollhäuschen", "Zwergenpalast" oder "Universum" eignen sich besonders für längere Therapieaufenthalte.

Für volle Verpflegung sorgt die vegetarische Küche des Hauses. Esszeiten, Inhalte und Sonderwünsche können individuell besprochen werden. Kaffee, Tee und Obst sind im Vollpensionspreis enthalten. Teilnehmer und Klienten können sich den ganzen Tag bedienen. Das Bedürfnis nach anderen Getränken können sie an der kleinen Selbstbedienungsbar stillen.

Das Tagungshaus Kamala versteht sich nicht als Hotel, sondern als ,,Kraftort mit einem speziellen Energiefeld, das durch Tausende von Teilnehmern geschaffen wurde". Die Atmosphäre soll einen ,,Schutzraum für Selbsterfahrung und ähnliche Seminare zum persönlichen individuellen Wachstum und zur Selbstheilung" bilden.

Das Angebot

In seiner Funktion als Zentrum für Synergetik Therapie nimmt das Kamala Menschen auf, die krank oder mit ihrer Situation unzufrieden sind und ab jetzt ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen. Therapie heißt hier: Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Menschen.

Neben der Therapie bietet das Kamala auch eine Ausbildung zum Synergetik Therapeuten an.

Andere Seminare zum Thema Ganzheitlichkeit und Selbsterfahrung ergänzen das hauseigene Programm.

Die Therapie

Die begleitende Therapeutin führt den Klienten mittels Augenbinde und Text in einen Tiefenentspannungszustand. In der folgenden Innenweltreise fordert sie ihn auf, eine Treppe hinabzusteigen, dort eine von mehreren Türen zu öffnen und in die dahinter liegende Welt zu schauen. Dieses Erlebnis beschreibt der Klient der Therapeutin unmittelbar. Er tritt in einen Dialog mit seinen inneren Bildern, spricht sie direkt an. Durch Hinweise und eingespielte Geräusche inspiriert die Begleiterin die Innenwelt des Klienten, ohne ihm jedoch Vorgaben zu machen. Dadurch kann sie innere Blockaden aufdecken.

Der Klient nähert sich seiner eigenen Struktur. Er erforscht seine innere Wirklichkeit, die die wirkende, oft krank machende Information enthält. Das komplexe Durcheinander von Assoziationen, Bildern, Worten und auftauchenden Gestalten formt sich in der Innenwelt zu einem sinnenhaften, schlüssigen Ganzen. Diese Bilder gestaltet der Klient selbst um. Er verfügt über sie und kann sie bearbeiten, auflösen und neu gestalten. Ist die innere Wirklichkeit neu organisiert und in Harmonie, wirkt sich das auf die äußere Welt, auf den Körper oder das Verhalten aus.

Der Hintergrund

Die Synergetik Therapie stützt sich auf die Entdeckung des Mathematikers und Physikers Hermann Haken. Der als Vater der Lasertheorie bekannte Forscher zeigte auf, daß Ordnungszustände sich durch Selbstorganisation aus dem Chaos entfalten. Synergetik ist die Lehre vom Zusammenwirken. Bernd Joschko übertrug diese Erkenntnis auf die Ebene innerer Energiebilder im menschlichen Gehirn.

Ein Vergleich der Gehirnstrukturen mit dem Internet verdeutlicht die Komplexität und Verschachtelung der gespeicherten Information, ähnlich der Vernetzung von Internetseiten. Wird eine Seite angeklickt, tauchen sofort Verknüpfungen zu anderen auf. In der Innenweltreise kann der Klient unliebsame Links auflösen, und die Informationen strukturieren sich in einem Selbstorganisationsprozess um. Diese Neuorganisation führt zu Veränderung.

Ein Beispiel: das Kind stößt den Kopf an den Tisch. Die Mutter schimpft:

,,Böser Tisch!" Das Kind speichert diese Erfahrung als Information im Gehirn ab: was mir weh tut ist böse. Später wird der Erwachsene die Erkrankung, die ihm weh tut, auch als böse empfinden. Er wird zum Arzt gehen und ihn bitten, das Symptom zu entfernen. Begibt sich der Mann jedoch auf eine synergetische Innenweitreise, kann er diese konditionierte Struktur wahrnehmen und eigenmächtig umgestalten.

Er ist nicht mehr darauf angewiesen, daß der Arzt ihm das Symptom abnimmt, sondern erkennt die Funktion der Krankheit als Warnleuchte für inneres Ungleichgewicht und aktiviert den heilenden Selbstorganisationsprozeß.

Joschko geht davon aus, daß die Symptome nur äußere Zeichen innerer Fehlschaltungen sind. Werden diese neu strukturiert, wird auch die Krankheit überflüssig, die als Warnsignal für die Disharmonie diente.

Das Ziel

Der Klient trainiert seine Handlungskompetenz. Das heißt, er lernt, seine inneren Bilder zu verändern. Dieser heilende Selbstorganisationsprozess soll zur Veränderung auch der äußeren Symptome, ob Krankheiten oder Verhaltensweisen, führen. Daraus können Harmonie und das Freisetzen gebundener Energie folgen. Sogar die Stärkung des Immunsystems und Heilung auf körperlicher Ebene sind für Joschko mit der Synergetik Therapie erreichbar.

Die Philosophie des Gründers

Bernd Joschko sieht die Synergetik Therapie nicht als Behandlungsmethode, sondern als Selbsterfahrung, die die Lebendigkeit des Einzelnen fordert.

Er schreibt in der Zeitschrift Co'med:

Hinter diesen Worten steckt der Wunsch, Menschen zur Entwicklung ihrer intuitiven Wahrnehmung und dadurch zu einer ganzheitlicheren Sicht mit mehr Eigenverantwortung und Handlungskompetenz zu ermutigen. Seine Vision: das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen muß sich auch auf Selbstheilung beziehen.

Der Gründer

Bernd Joschko, geboren 1951. Nach seinem Physikstudium arbeitete er mehrere Jahre als Entwicklungsingenieur. Seine zunehmende Beschäftigung mit Selbsterfahrung und Kontakte mit der Sannyas-Bewegung Oshos motivierten ihn, mehrere alternative ganzheitliche Therapiemethoden zu erlernen und ein Seminarzentrum auf diesem Gebiet zu errichten. 1982 lernte er Hakens Synergetik-Theorie kennen und entwickelte 1988 daraus die Synergetik Therapie. Im Synergetik Therapie Institut widmet er sich der Erforschung von Selbstheilungsprozessen.

Informationen:

Synergetisches Therapiezentrum Kamala
Amselweg 1, 35649 Bischoffen-Roßbach
Telefon: 06444 / 1359


Anfahrtsskizze